DongXi
Peter
Schellenbaum -
Abschied von der
Selbstzerstörung
Dritter Teil:
Wege des Eros aus der
Selbstzerstörung
Kapitel:
"Willst du umarmt
werden, so öffne
deine Arme"
[...]
Doch
gebe
ich
Ihnen
als
erstes
einen
Satz
wieder,
den
eine
fünfundreißigjährige
Frau
im
Traum
gehört
hat.
Er
übersetzt
Platons
Bild
der
menschlichen
Ganzheit
als
Verbindung
zweier
Kugelhälften
in
die
direkte
Erfahrung:
>>
Die
Hälfte,
die
dich
liebt,
schaut
dich
täglich
an
<<.
<<
Ganzheit
ist
Kontakt
zur
>>
anderen
Hälfte
<<
,
sowohl
in
einer
Partnerschaft
als
auch
in
der eigenen Persönlichkeit.
Die >>
ANDERE
H
ÄLFTE
<< ist weitgehend unbekannt und schwer faßbar.
Eine
widersprüchliche
Faszination
verbindet
uns
mit
ihr.
Je
mehr
wir
sie
einbeziehen
können,
desto
mehr
Energie
haben
wir
zur
Verfügung.
Deshalb
ist
sie
die
Erfahrung
strömenden
Lebens schlechthin.
Der Weg zu ihr ist nicht der Weg des aktiven Willens, sondern der Einsicht:
Die andere Hälfte sucht mich, weil sie mich liebt.
Das
einzige,
was
ich
zu
tun
brauche,
ist
mich
nicht
zu
verstecken.
Mein
unbekanntes
Leben
liebt mich. Das ist die die subjektive Erfahrung des Eros.
Ähnliches meint wohl auch, psychologisch gesehen, der erste Johannesbrief mit dem Satz:
>> Er hat uns zuerst geliebt. <<
Die
wesentliche
Aktivität
ist
bloße
Antwort
-
auf
das
Unbewußte,
den
Partner,
Gott,
oder
wie
immer wir es sehen und nennen.
Die
fremde
Hälfte
liebt
mich.
Deshalb
schaut
sie
mich
an.
Die
Öffnung
zur
Innen-
und
Außenwelt
beruht
auf
dieser
Uererfahrung,
die
in
den
meisten
von
uns
durch
den
>>
Glanz
im
Auge der Mutter << belebt wurde. Doch die Urerfahrung ist noch ursprünglicher.
Kapitel:
Heilende Impulse aus
der winzigen, weichen
Bewegung
[...] Doch auf eine neue, direkte, von inhaltlichen Botschaften unbelastete Weise beginnen
viele Menschen einander Signale zuzusenden. Es geht dabei, wie gesagt, nicht mehr
um >>gute Botschaften<< und rettenden Theorien, sondern zunächst
bloss um Standortbestimmungen:
>> HIER BIN ICH - DORT BIST DU. <<
Was verbindet dich und mich im Raum zwischen uns beiden?
Zunächst kein gemeinsames Credo und keine gemeinsamen Pläne und Aufgaben.
Der Zwischenraum ist leer. Er ist Beziehung. Diese rührt uns an und läßt eine leise
Schwingung zwischen uns entstehen.
Wir stehen wieder am Anfang der SCHÖPFUNG VOR DER NAMENSGEBUNG.
Bevor du dieser oder jener bist, bist du du: ein Gegenüber, ein Gegenpol, das
andere Ende der Saite, die zwischen uns zu schwingen anfängt.
So beginnen wir wie Narren mit der Walkie-talkie-Kommunikation das Leben neu
und verbinden uns im >>unendlich Kleinen<< dieses Augenblicks miteinander:
>> HIER BIN ICH <<
Kapitel:
Umkreisungen
der Liebe
Der
Abschied
von
der
Selbszerstörung
geschieht
in
der
Liebe.
Unter
Liebe
verstehe
ich
kein
passives
Gefühl,
von
dem
wir
uns
zu
fernen
Inseln
des
Glücks
schwemmen
lassen,
sondern
schaffende
Hingabe:
wache
Verbundenheit
und
aktives
Einstimmen
in
die
Melodie,
die
dich
und mich beseelt.
Sie
ist
D
A
-S
EIN
für
den
anderen.
Verzicht
auf
das
uns
beiden
Un-
mögliche
und
gemeinsame
Gefühlspräsenz
im
Möglichen,
jetzt
Wirklichen.
Sie
ist
der
Klang
der
Seele
mit
dem
großen
Widerhall.
In
ihr
werde
ich
zu
einem
P
UNKT
OHNE
A
USDEHNUNG
: zum Schnittpunkt deines und meines Lebens, zu Schweigen und Leere.
Doch im Raum zwischen dir und mir schwingt eine Fülle anklingender Akkorde.
L
IEBE
BEDEUTET
,
INS
D
UNKLE
DES
N
ICHTS
TRETEN
.
Sie
ist
Musik
zwischen
zwei
Schweigenden,
flutendes
Licht
zwischen
zwei
Dunkelheiten,
Leben
zwischen
zwei
Toten.
[...]
In
drei
Umkreisungen
möchte
ich
Sie
an
Ihre
Erfahrungen
mit
der
Liebe
erinnern.
Damit
in
deren Bewußtmachung die Liebesfähigkeit wachse.
Ich
werde
Ihren
Blick
regelmäßig
auf
die
Selbstzerstörung
als
dunklen
Kontrast
zur
Liebe
lenken.
Er
soll
uns
davor
bewahren,
uns
in
die
Liebe
zu
verlieben,
statt
uns
für
die
Welt
zu
öffnen,
und
uns
helfen,
die
reale
Spannung
zwischen
den
aufbauenden
und
zerstörerischen Impulsen mit wachem Bewußtsein auszuhalten.
Ich bezeichne die drei Umkreisungen der Liebe als
Leitbildspiegelung
Begegnung mit dem leeren Spiegel
Stellvertretung und Solidarität
Bevor
wir
uns
in
die
DREI
U
MKREISUNGEN
der
Liebe
einlassen,
erwähne
ich
zwei
Formen
menschlicher Beziehung, in denen die Liebe verfehlt wird.
Es sind sogenannte S
PIEGELBEZIEHUNGEN
, die dem N
ARZIßMUS
eigen sind.
Ihre
Befreiung
[...],
in
der
sich
die
Liebe
ausdrückt,
geschieht
durch
die
Leitbildspiegelung
und die Begegnung mit dem leeren Spiegel, die ersten zwei Umkreisungen der Liebe.
[...]
Die
Leibildspiegelung
ist
unsere
erste Umkreisung der Liebe. [...]
[...]
Es
ist
NICHT
ZUFÄLLIG
,
dass
gerade
dieser
Mensch,
Sie
mehr
als
andere
zutiefst
in
ihrem
Gemüt
bewegt.
Dies
hängt
zum
Teil
mit
Ihren
Projektionen
zusammen,
die
sowohl
aus
den
noch
unverarbeitenden
früheren
Beziehungen
zu
Ihren
Eltern
und
Geschwistern
(Freud)
als
auch
Ihren
noch
nicht
realisierten
unbewußten
Lebens-
möglichkeiten (Jung) stammen.
Doch
erfassen
Projektionen
immer
auch
einen
Teil
der
Wirklichkeit
des
sogenannten
Projektionsträgers, also hier des Menschen den sie lieben.
Die
unbewußte
Mischung
der
projizierten
Vorstellungen
mit
dem
Kern
Wahrheit
gibt
Ihrer
Beziehung etwas Zwingendes und Unfreies.
Wird
Ihrer
Beziehung
durch
unpassende
Projektionen
zunehmend
behindert,
etwa
weil
der
andere
das
Bild,
das
sie
ihm
überstülpen,
zu
protestieren
beginnt,
bedeutet
das
für
sie
ein
Signal,
ihre
Projektionen
soweit
wie
möglich
bewußt
zu
machen
und
zurückzunehmen
und
gleichzeitig
auch
den
Kern
Wahrheit
herauszuschälen,
der
Sie
zur
Liebe
gerade
zu
diesem Menschen bewegt.
Wenn
ihr
Gegenüber
sie
jetzt
nach
der
größtmöglichen
Rücknahme
Ihrer
Projektionen
immer
noch
interessiert,
belebt,
beschäftigt,
ärgert,
drucheinanderbringt,
zum
Nachdenken
motiviert, bedeutet dies folgendes:
Er
verkörpert
in
seinen
HERVORSTECHENDEN
W
ESENSZÜGEN
Eigenschaften
und
Fähigkeiten, die auch in Ihnen schlummern und jetzt unbedingt geweckt werden möchten.
I
N
SEINEM
S
PIEGEL
NEHMEN
S
IE
EIN
REALISTISCHES
L
EITBILD
-
keine
bloße
Projektion
-
für
Ihre jetzt angezeigte Entwicklung wahr.
Ihre
Liebe
zu
ihm
weist
Ihnen
die
Spur
zu
sich
selber:
D
AS IST
L
EITBILDSPIEGELUNG
.
Liebe
ohne
gegenseitige
Leitbildspiegelung
ist
auf
Dauer
nicht
möglich;
denn
nach
den
Phasen
der
ersten
Verliebtheit
und
der
zunehmenden
auch
negativen
Projektionen
haben
sie
eigentlich
nur
die
Wahl,
Ihre
Liebe
absterben
zu
lassen
oder
die
gegenseitige
Leitbild-
spiegelung zu erlernen.
[...]
Aus
dem
Gesagtem
geht
hervor,
dass
es
sich
bei
der
Leitbildspiegelung
nicht
um
die
äußerliche
Nachahmung
eines
unpassenden
Vorbildes
handelt.
Solange
sie
sich
frei
und
schöpferisch
fühlen,
sind
sie
der
Versuchung
zur
bloßen
Nachahmung
nicht
zum
Opfer
gefallen.
[...]
Die
Grenze
zwischen
Anpassung
und
Leitbildspiegelung
ist
nie
völlig
eindeutig
zu
ziehen,
ebensowenig
wie
die
Grenze
zwischen
Projektion
und
Leitbildspiegelung.
Das
Leitbild,
das
Sie
im
anderen
sehen,
ist
für
sie
ein
SYMBOLISCHES
B
ILD
,
das
heißt,
es
entspricht
nicht
photographisch
genau
der
Realität
des
anderen.
Dieser
bleibt
für
sie
immer
geheimnisvoll.
Das
merken
sie
daran,
dass
er
Ihnen
ein
L
EBEN
LANG
R
ÄTSE
l
aufgibt. Und doch berühren sie in Ihrer Leitbildspiegelung etwas Wahres in ihm. [...]
Im
Gegensatz
zur
Projektion
geschieht
die
Leitbildspiegelung
bewußt.
[...]
Doch
die
eigentliche Entwicklung geschieht in der gegenseitige Leitbildspiegelung. [...]
Obschon
die
Leitbildspiegelung
[...]
ein
bewußter
Vorgang
ist,
bedeutet
sie
doch
KEINE
J
EDERZEIT
ABRUFBARE
M
ETHODE
.
Denn
nicht
sie
ist
der
Ursprung
der
Liebe;
sie
fördert
bloss deren Verwurzelung und Entfaltung.
Wenn
diese
ein
kleine
Gebärde
[...]
diese
bestimmte
Bewegung
[...]
oder
Überlegung
Sie
nicht
im
Kern
ihrer
Seele
trifft
und
ergreift,
sind
sie
nicht
zur
Leitbildspiegelung,
zur
Umwandlung
der
äußeren
Bewegung
in
inneres
Leben
motiviert.
Denn
die
Leitbildspiegelung
kann
auch
ein
SCHWIERIGER
,
SCHMERZHAFTER
P
ROZEß
SEIN
.
[...]
Und
sogar dann tun wir es bloss, wenn Liebe uns bewegt.
Leitbildspiegelung
ist
kein
Programm,
sondern
ereignet
sich
nur
in
der
offenen
Gefühlspräsenz
für
diesen
A
UGENBLICK
,
wenn
wir
gemeinsam
fließen.
Dann
weckt
jeder
im
anderen
kleine,
neue
Bewegungen,
die
uns
einander
näherbringen
und
bei
allen
Meinungsverschiedenheiten
Einverständ-
nis schaffen.
Dank
solcher
Leitbildspiegelung
mag
es
uns
gelingen,
die
ANGSTVOLLE
Isolierung
des
narzißtischen
M
ENSCHENTYPUS
zu
überwinden,
denn
die
Öffnung
auf
die
Welt
hin
bedeutet
keinen
Identitätsverlust
mehr,
sondern
im
Gegenteil
eine
bewußte
E
RWEITERUNG
UNSERER
P
ERSÖNLICHKEIT
,
die
Erfahrung
einer
offenen,
fließenden Identität [...].
In
einer
Welt
von
mechanischen,
toten
Rhythmen
weckt
die
Leitbildspiegelung
das
Gespür
für
lebendige
Bewegung
in
einem
immer
vielefältigeren
Zusammenspiel.
Die
Starrheit
des
N
ARZIß
LÖST
SICH
.
Er
verwechselt
die
Welt
nicht
mehr
mit
seinem
Spiegelbild,
sondern
kann, sich von ihr abgrenzen, gleichzeitig neue Lebensimpulse von ihr aufnehmen.
Darin
ist
er
Jakob
vergleichbar,
der
sich
in
seinem
Kampf
mit
dem
Engel
gleichzeitig
vom
Gegener
kämpferisch
abgrenzt
und
ihn
doch
anlockt,
um
im
Segen
seine
Kraft
zu
übernehmen.
Diese
Verbindung
abgrenzender
Selbstbehauptung
und
aufnehmender
Liebe,
die
die
Leitbildspiegelung kennzeichnet, ist besonders deutlich auf
einem
großen
Freskogemälde
von
Delacroix
in
der
Kirche
Saint-Sulpice
von
Paris
zu
erkennen, das Jakobs Kampf mit dem Engel darstellt.
Die
Leitbildspiegelung
bedeutet
also
nicht
unbewußte
Verschmelzung,
sondern
bewußte
innere
Verbindung.
Daher
wird
das,
was
Sie
dabei
von
sich
selber
erfahren,
immer
unabhängiger
von
dem
die
Leitbildspiegelung
auslösenden
geliebten
Menschen.
Auch
mit
dessen Tod erlischt diese Erfahrung nicht.
[...]
In
unserer
zweiten
Um-
kreisung
der
Liebe
stoßen
wir
auf
den
leeren
Spiegel.
Die
Begegnung
mit
dem
leeren
Spiegel
ist
die
Antwort
auf
die
zu
Beginn
dieses
Kapitels
beschriebene
zweite
Form
der
narzißistischen
Spiegelbeziehung,
nämlich
auf
die
Gefahr,
sich
in
einer
Beziehung
unbewußt
ins
Du
hinein
zu
entleeren:
die
Gefahr
des
I
CH
-
Verlustes.
In
der
Liebe,
insofern
sie
die
B
EGEGNUNG
MIT
DEM
LEEREN
S
PIEGEL
ist,
entleeren
wir
uns
ebenfalls
ins
Du
hinein.
Wie
in
einem
tiefen,
dunklen
Spiegel
verlieren
wir
uns
in
ihm,
ohne
jeden
Gedanken
an
Verwertung,
>>
Verseelung<<,
Vereinnahmung
des
Du.
Darin
liegt
ihr
Unterschied
zu
Leitbildspiegelung.
Das
du
existierst
einzig
und
allein
um
seiner
selbst willen.
Die
Hingabe
ist
OHNE
E
IGENNUT
z,
also
>>
ich-leer>>.
Es
geht
nicht
mehr
um
Spiegelung
eines
mir
unbekannten
eigenen
Persönlichkeitsanteils
durch
das
Du,
sondern
um
den
Spiegel selbst, die Hingabe an das Du.
Der
Unterschied
zur
narzißtischen
Störung
der
Ich-Entleerung
liegt
in
der
wachen
Bejahung
dieser
Hingabe,
die
also
nicht
unbewuße
Verschmelzung,
sondern
bewußtes
Loslassen der alten Identität bedeutet.
Das
kleine
Licht
fortwährender
Aufmerksamkeit
soll
uns
davor
bewahren,
mit
dem
Du,
in
das
wir
uns
verlieren,
identisch
zu
werden.
In
der
Begegnung
mit
dem
Spiegel
ist
das
Ich
nichts anderes mehr als eben diese liebenden Aufmerksamkeit für das Du. [...]
Der
Augenblick
der
Liebe
ist
eine
S
CHALTSTELLE
DES
L
EBENS
.
Gleichzeitig
sind
wir
in
der
Bewegung
der
Hingabe
völlig
geborgen.
Solche
Begegnung
mit
dem
Spiegel
führt
zur
Erfahrung
des
leeren
Unbewußtseins,
während
die
Leitbildspiegelung
in
der
Belebung
des
eigenen
Lebenspotentials
durch
das
Du
zur
Erfahrung des Kollektiven Unbewußten führt. [...]
Wir
begegnen
nicht
nur
bei
den
G
OTTESMYSTIKERN
,
sondern
auch
bei
den
Liebesmystikern
dem
Bild
des
Spiegels.
Lieben
heißt
>>
in
einen
Spiegel
fallen
>>,
>>
sich
im
Augenspiegel des/der Geliebten verlieren <<.
Die
eigentliche
Lust
kommt
aus
dem
V
ER
-
LUST
D
ES
I
CHS
,
das
Leben
strömt
aus
dem
Tod,
die
Fülle aus der Leere.
Der
französiche
Dichter
Stephane
Mallarme
hat
im
19.
Jahrhundert
an
diese
Erfahrung
des
leeren
Spiegels
bei
den
Troubadours
angeknüpft.
Der
>>
Tod
des
Dichters
<<
ist
mit
der
Geburt
des
Werkes identisch.
Narziß
stirbt,
aber
an
seiner
Stelle
blüht
eine
Blume.
Ebenso
ist
das
Werk
des
Liebenden
die
Liebe.
Sein
Blick
gilt
einzig
dem
Du.
Das
Du
ist
für
mich
Spiegel
seiner
selbst,
also
Spiegel
nach
innen,
ähnlich
wie
wir
vom
Auge
als
Spiegel der Seele sprechen.
In der Leitbildspiegelung dagegen ist das Du, Spiegel nach außen für den Betrachter.
In
der
Begegnung
mit
dem
leeren
Spiegel
verliert
sich
der
Liebende
in
die
tiefe
des
Du
und
erfährt
im
Augenblick
der
intensivsten
Hingabe
absolute
Freiheit
von
allen
Vorstellungen,
Denkstrukturen,
Lebensgewohnheiten,
sozialen
Konventionen.
In
diesem
Moment
ist
er
wirklich
nichts
anderes
als
B
EWEGUNG
,
L
EBENSFLUß
,
LUSTVOLLES
>>S
ICH
-
E
NTSTERBEN
>>,
INHALTLOSE
E
NERGIE
,
fließender
Punkt
ohne
Ausdehnung.
Für
Mallarme
ist die Liebe für eine Frau mit der Liebe des Todes identisch.
Der
leere
Spiegel
meint
die
Todeserfahrung
in
der
Liebe
als
intensivstes
Leben:
den
>>
KLEINEN
<<
T
OD
,
nicht
nur
im
sexuellen
Orgasmus,
sondern
in
jedem
Augenblick,
da
wir
hingerissen durch ein Du alles tun, um sein Leben zu suchen.
Der
Spiegel
ist
leer,
weil
wir
nicht
mehr
ihn
sehen
und
uns
in
ihm
betrachten,
sondern
ihn
bereits
druchschritten
haben
und
nur
noch
das
Du
im
Auge
haben.
Jetzt
sehen
wir
die
R
ÜCKSEITE DES
S
PIEGELS
, die mit dem Du identisch ist.
Dies
ist
die
idealtypische
Beschreibung
eines
Vorgangs,
den
es
in
dieser
Einseitigkeit
nicht
geben
kann.
Doch
als
eigentümliche
Tönung
der
Liebe
ist
die
Begegnung
mit
dem
leeren
Spiegel
keineswegs
eine
Utopie,
sondern
jedem
Liebenden
bekannt.
Nur
zusammen
mit
den
beiden
anderen
Aspekten
der
Liebe,
nämlich
der
Leitbildspiegelung
und der Stellvertretung, läßt sie sich real verwirklichen.
[...]
>>
Der
Tod
des
Ich
in
der
Hingabe
<<
bedarf
der
Wachheit,
um
nicht
in
S
ELBSTZERSTÖRERISCHE
V
ERSKLAVUNG
umzuschlagen.
Ob
der
Troubadour
seine
Laute
schlägt,
ein
Vertreter
des
Bhakti-Yogas,
das
heißt
des
Yogas
der
Liebe,
oder
ein
Boddhisatva
aus
>>universalem
Mitgefühl<<
heraus
banale
Dienste
am
Mitmenschen
leistet,
ob
der
verrückte
Franziskus
ein
Spinnengewebe
flickt
oder
eben:
ob
Liebende
essen,
arbeiten,
sich
umarmen,
trauern,
lachen
oder
einsam
sinnen:
immer
ist
die
Wachheit der entscheidende Unterschied zu einem regressiven Ich-Verlust.
Die
Liebe
als
leerer
Spiegel
ist
wohl
der
deutlichste
Ausdruck
der
Psychoenergetik:
Es
geht
um
die
Ermöglichung
des
Sterbens
in
diesem
Augenblick,
also
um
die
Überwindung
der T
ANATOPHOBIE
(Scheintod).
[...]
Die
dritte
Umkreisung
der
Liebe,
nämlich
das
P
RINZIP
DER
S
TELLVERTRETUNG
und
Solidarität,
gründet
wie
dei
Bewegung
mit
dem
leeren
Spiegel
auf
einer
Todeserfahrung.
Diese
jedoch
ist
anderer
Art.
Es
geht
nicht
mehr
um
die
lustvolle
Entleerung
des
Ich
ins
Du,
sondern
um
Begrenzungen,
die
Ihnen
vom
Schicksal
aufgezwungen
werden
oder
einfach
gegeben
sind,
also
um
Krankheit,
Behinderungen
aller
Art,
oder
allgemeiner
um
natürliche,
anlagemäßige
Grenzen
der
Persönlichkeit,
sei
es
bei
Ihnen
selbst,
sei
es
bei
Ihrem
Partner.
Eben
diese
schwierigen
Grenzen
werden
zu
>>
Berührungslinien
<<,
wenn wir sie im Geiste der
OFFENEN
I
DENTITÄT
annehmen.
In
jeder
Liebesbeziehung
gibt
es
bei
beiden
Partnern
viele
Beschränkungen.
Wir
können
wie
Sisyphos
degegen
rebellieren,
indem
wir
die
Partnerschaft
an
die
Bedingungen
der
Vollkommenheit
des
Du
knüpfen.
Erst
dann
erleben
wir
solche
Grenzen
als
unüberwindliche, tragische Todeserfahrungen.
Oder
wir
können
uns
in
den
Begrenzungen
beider
miteinander
solidarisieren,
so
daß
jeder
in bestimmten Bereichen zum Stellvertreter des anderen wird.
Dann
werden
die
auch
durch
das
größtmögliche
Engagement
nicht
zu
überwindenden
Grenzen
zum
Ausgangsort
neuer
Berührung,
neuer
Liebe.
Das
verstehte
ich
unter
dem
Prinzip der Stellvertretung und Solidarität.
Diese begrenzt auch die Möglichkeiten und Leitbildspiegelung: WIR KÖNNEN NICHT ALLES
IN UNSEREM PARTNER VERSEELEN.
Zwar
ist
unser
Entwicklungspotential
theoretisch
unbegrenzt,
weil
wir
in
uns
das
Wissen
der
ganzen
Menschheit
tragen.
Doch
uns
mit
diesem
zu
identifizieren
käme
einem
inflativen
Ich-Verlust
gleich.
Wir
würden
in
die
Falle
der
narßistischen
Spiegelbeziehung
treten, in der die Umwelt mit dem Ich verwechselt wird.
Der
individuelle
Tod
ist
der
deutlichste
Hinweis
auf
die
konkreten
Grenzen,
die
der
Selbstverwirklichung gesezt sind.
Unsere
Ahnung
vom
Menschen
gehen
weiter
als
unsere
individuellen
Entfaltungs-
möglichkeiten.
Und
doch
können
wir
uns
dank
dem
gelebten
Prinzip
der
Stellvertretung,
über
die
individuellen
Grenzen
hinaus
mit
vielem
verbinden,
was
zu
entwicklen
uns
als
Individuen
verwehrt ist.
In dieser dritten Umkreisung nähern wir uns also der
KOLLEKTIVEN
D
IMENSION DES
E
ROS
.
Sie
konkretisiert
die
erotische
Einstellung
und
läßt
uns
dem
planetarischen
Bewußtsein
(Teilhard) näher kommen.
Daraus
folgt
eine
ebenso
realistische
wie
radikale
Relativierung
des
Individium.
Jetzt
geht
es
darum,
den
Zusammenhang
der
offenen
Beziehungsidentidät
mit
dem
menschlichen
Kollektiv ins Auge zu fassen.
Hier bin ich