DongXi

Steppenwolf
Steppenwolf >> So, Harry, nun kommen Sie und seien Sie recht guter Laune. [...] Sie lachen zu lehren, ist der Zweck dieser ganzen Veranstaltung - ich hoffe, Sie machen mir es leicht. Sie fühlen sich doch wohl? Ja? Haben nicht etwa ANGST? Also gut, sehr gut. Sie werden jetzt, ohne Angst und mit herzlichem Vergnügen, in unsre Scheinwelt eintreten, indem sie sich durch einen kleinen Scheinselbstmord einführen, wie das so Sitte ist. Er zog wieder einen kleinen Taschenspiegel hervor und hielt ihn mir vor das Gesicht. Wieder blickte mir der wirre, wolkige, von der ringenden Wolfsgestalt durchflossene Harry entgegen, ein mir wohlbekanntes und wahrlich nicht sympahtisches Bild, dessen Vernichtung mir keine Sorge bereiten konnte .<< >> Dieses entbehrlich gewordene Spiegelbild werden Sie jetzt auslöschen, lieber Freund, mehr ist nicht vonnöten. Es genügt, dass Sie, wenn ihre Laune es zulässt, dieses Bild mit einem aufrichtigen Lachen betrachten. Sie sind hier in in einer Schule des Humors, Sie sollen lachen lernen. Nun aller höhere Humor fängt damit an, dass man die eigene Person nicht mehr ernst nimmt.<< Fest blickte ich in das Spiegelein, Spiegelein in der Hand, in dem Harrywolf seine Zuckungen vollführte. Einen Augenblick zuckte es in mir, tief innen, leise, aber schmerzlich, wie Erinnerung, wie Heimweh, wie Reue. Dann wich die leichte Beklemmung einem neuen Gefühl, jenem ähnlichem, das man empfindet, wenn aus dem mit Kokain betäubten Kiefer ein kranker Zahn gezogen worden ist, ein Gefühl von Erleichterung und tiefem Aufatmen zugleich Verwunderung, dass es gar nicht weh getan hat. Und zu diesem Gefühl gesellte sich eine frische Aufgeräumtheit und Lachlust, der ich nicht widerstehen konnte, so dass ich in ein erlösendes Gelächter ausbrach. [...] >> Gut gelacht, Harry <<, rief Pablo, >> du wirst noch lachen lernen wie die Unsterblichen. Nun hast du endlich den Steppenwolf umgebracht. Mit Rasiermessern geht das nicht. Paß auf, dass er tot bleibt. Gleich wirst du die dumme Wirklichleit verlassen können, [...] Lieber, nie hast du mir so gut gefallen wie heut. Und wenn du dann noch Wert drauf legst, dann können wir auch miteinander philosophieren und disputieren und über Musik und über Mozart und Gluck und Plato und Goethe sprechen, soviel du willst. Du wirst jetzt begreifen, warum es früher nicht ging. - Hoffentlich glückt es dir, und du wirst den Steppenwolf für heute los. Denn natürlich ist ein Selbstmord kein endgültiger; wir sind hier in einem magischem Theater, es gibt hier nur Bilder, keine Wirklichkeit. Suche dir die schönen und heiteren Bilder aus und zeige, dass du wirklich nicht mehr in deiner fragwürdigen Persönlichkeit verliebt bist! Solltest du sie aber dennoch zurückbegehren, so brauchst du nur wieder in den Spiegel zu schauen, den ich dir jetzt zeigen werde. Du kennst ja aber das alte weise Wort: ein Spieglein in der Hand ist besser als zwei an der Wand. Hahaha! (Wieder lachte er schön und schrecklich.) - So, und jetzt ist bloß noch eine ganz kleine, lustige Zeremonie zu vollziehen. Du hast jetzt deine Persönlichkeitsbrille weggeworfen, nun komm einmal und schaue in einen richtigen Spiegel! Es wird dir Spaß machen!