Traditionelle Chinesische Medizin Die chinesische Medizin ist eine KOMPLEXE F ORM VON L EHREN , die vor ungefähr 10.000 J AHREN im fernen Osten ihren Ursprung nahmen und sich seitdem kontinuierlich weiterentwickelt haben. Die Inhalte der chinesischen Medizin wurden schriftlich erstmals um 2000 V . C HR . festgelegt. Die Kernelemente der chinesischen Medizin stammen aus dem Buddhis- mus , Konfuzianismu S UND Taoismus , wobei der Taoismus den größten Einfluss hatte. Yin & Yang , die fünf Elemente und Q I entspringen dem Taoismus und sind die führenden Prinzipien in der chinesischen Medizin. Der menschliche Körper bildet mit seinen Organen und den unzähligen Energiebahnen, den sogenannten Meridianen , eine Einheit, die für den Gesundheitszustand und der Lebens- erwartung eines Menschen eine entscheidende Rolle spielt. Ziel eines jeden Menschen sollte es sein, diese E INHEIT , und somit seine Gesundheit, zu bewahren, um ein glückliches und ausgeglichenes Leben führen zu können. Die chinesische Medizin beschäftigt sich nun mit diversen Praktiken zur Erhaltung dieser Einheit. Die T raditionelle Chinesische Medizin (im englisch- und deutsch- sprachigen Raum auch als TCM bekannt). Zu den therapeutischen Verfahren, die in dieser Medizin zur Anwendung kommen, gehören die Arzneitherapie, die Akupunktu r und Moxibustion (Erwärmung von Akupunkturpunkten), die Massage ( Tuina Anmo), eine am Wirkmechanismus der Arzneien orientierte Diätetik und Bewegungs- Übungen wie Qigong und Taijiquan. Das herkömmliche Verbreitungsgebiet der TCM umfasst neben China den gesamten ost- asiatischen Raum, insbesondere K OREA UND J APAN . Die Medizin erfuhr dort eigene Ausprägungen, in Japan zum Beispiel als Kampo-Medizin . Die Verfahren chinesischer und japanischer Ärzte wiederum übten ihrerseits auch immer wieder ihren Reiz auf westliche Ärzte aus. Spürbar war das nach den ersten Kontakten zwischen Europa und China zur Zeit von Leibni z . Neues Interesse kam in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf, als sich ein Bewusstsein für die G RENZEN WESTLICHEN F ORTSCHRITT s einzustellen begann. Zu einer - soweit erkennbar - nachhaltigen Bewegung führt das Interesse an chinesischer Medizin nach 1970. Geschichte Gesichert ist, dass sie vor mindestens 2000 Jahren zusammengestellt worden sind: das Shen Nong bencao jing , eine Pflanzenheilkunde, und das Huangdi Neijing (>>Gelber Kaiser<<), eine ausführliche Darstellung sowohl der Diagnose- und Therapieverfahren als auch der Akupunktur. Nach Beginn unserer Zeitrechnung entstand das Shang Han Lun , eine Abhand-lung über Kälte-Krankheiten. Sie gilt als die ÄLTESTE KLINISCHE A BHANDLUNG DER M EDIZIGESCHICHT e überhaupt. Ihren Höhepunkt erreichte die chinesische Medizin in der Ming- Dynastie (1368 bis 1644). Aus dieser Zeit stammen eine Reihe berühmter Schriften, darunter das Ben Cao Gang Mu, ein Kompendium der Materia Medica. Die erste schriftliche Erwähnung der Akupunktur und Moxibustion datiert vom 2. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung. In den >>Aufzeichnungen der Historiker<< von S ima Qian ist erstmals von den S TEINNADELN die Rede. Inzwischen zeigen neue Grabfunde, dass derartige therapeutische Instrumente möglicherweise bereits vor 4000 oder 6000 Jahren Anwendung fanden. Neben den Steinnadeln bediente man sich in früheren Zeiten auch der B AMBUSSPLITTER . Das älteste medizinische Werk, der >>Innere Klassiker des Gelben Fürsten<< (Huangdi Neijing) , das zwischen dem 2. Jahrhundert v. Chr. Und dem 2. Jahrhundert n. Chr. Zusammengestellt wurde, bettet dieses Therapieverfahren erstmals in die gesamte chinesische Medizin ein. Grundlagen In der TCM gibt es KEINE EINDEUTIGE T RENNUNG zwischen Körper und Geist. Sie basiert auf der Annahme, dass der menschliche Körper Krankheiten bewältigen und sich wieder erholen kann, wenn er sich im Gleichgewicht der beiden Polaritäten (Y IN UND Y ANG ) und der fünf Wandlungsphasen befindet und wenn genügend Abwehr-Qi (wei qi) vorhanden ist. Die TCM basiert auf empirischen Erkenntnissen, die in ein Ordnungssystem eingegliedert wurden. Dieses Ordnungssystem ist NICHT DECKUNGSGLEICH dem der westlichen Medizin. Damit sind die chinesischen Diagnosen nicht direkt übertragbar auf westliche Diagnosen. Zusätzlich zur westlichen Diagnostik ist eine chinesische Differentialdiagnostik erforderlich, damit die TCM lege artis eingesetzt werden kann. Gerade wegen ihres "ganzheitlichen" Ansatzes wird die Traditionelle Chinesische Medizin oft als eine sinnvolle E RGÄNZUNG ZUR K ONVENTIONELLEN WESTLICHEN M EDIZIN dargestellt. Therapie Die TCM kennt fünf Säulen der Behandlung, vier Behandlungen finden von außen statt. Dabei wird entweder durch: - Akupunktur (bzw. Wärmebehandlung mit Moxa), - Massage (z.B.Tuina, Gua Sha), - Phytotherapie und - Ernährung versucht, ein Gleichgewicht der Wandlungsphase (Wasser, Erde, Holz, Feuer und Metall) herbeizuführen. Die fünfte Säule steht für die aktive Bewegungslehre wie z.B. Taijiquan und Qigong. Durch langsame kontrollierte Bewegungen wird eine Steigerung der Achtsamkeit auf den eigenen Körper erlangt, bei längerer und regelmäßiger Anwendung steigern sich Koordination und Flexibilität. Hervorzuheben sind auch die Puls- und die Zungendiagnostik. Schmerzpuppe Eine Schmerzpuppe (auch Arztweibchen,englisch Doctor’s lady)ist eine oft kunstvoll gefertigte weibliche Akt- oder Halbaktfigur von 10 bis 25 cm Länge, derer sich Damen der chinesischen Oberschicht im Krankheitsfall als M EDIUM ZUR K OMMUNIKATION mit Heilkundigen der Traditionellen chinesischen Medizin bedienten Zwischen etwa 1300 UND 1700, zu Zeiten der Ming - und der frühen Qing - Dynastie, war es Chinesinnen aus Geboten der Sitte und des Anstands nicht erlaubt sich vor einem Arzt zu entkleiden. Es galt zudem als undenkbar, dass die traditionell männlichen Heilkundigen Körper von Frauen betasten durften. Patientinnen ließen sich im Krankheitsfall eine Schmerzpuppe nach Hause kommen, markierten auf ihr die schmerzende Körperstelle und schickten sie per Dienstboten zum Arzt zurück. Der Bote konnte dann anhand der Figur dem Heilkundigen zeigen, wo die Dame des Hauses ihre B ESCHWERDEN hatte. Das wahrte die Anonymität gegenüber dem „unreinen Arzt“, der vielfach aus einer potentiell niederen, wenn nicht gar verachteten Bevölkerungsschicht stammte und schützte die S CHAMGEFÜHLE DER P ATIENTI n. Nach der Ferndiagnose des Heilkundigen kehrte der Bote mit einer entsprechenden Medizin zur Patientin zurück.
2006-2020 | upDate 02.02.2021